Mittelschwester lebt in einer tristen und von Rastern beherrschten Welt in der offenbar Krieg herrscht, manchmal ein lauter und tosender, manchmal ein stillgelegter und leiser Krieg. Mittelschwester ist die Protagonistin dieses Buches und hat keinen Namen, wie wir sie uns geben. Ihr Leben spielt sich in geregelten Abläufen ab; Zuhause schaut sie auf ihre kleinen Schwestern, sie joggt ihre Runden, trifft sich heimlich mit ihrem Vielleicht-Freund, besucht einen Sprachkurs und liebt es auf dem Spaziergang dahin und zurück ihre Nase in Bücher zu stecken.
Als Milchmann eines Tages wie aus dem Nichts in ihrem Leben auftaucht, sie bei ihren Laufrunden aufspürt und auch nachdem sie ihn abgewiesen hat, nicht nachlassen will, gerät ihr Leben langsam aber sicher aus der Bahn. Denn Milchmann ist eigentlich gar kein Milchmann, den gibt es nämlich schon. Milchmann ist ein Staatsgegner, einer dieser starken, wilden und gefürchteten Männer, die aber bei Teilen der Bevölkerung auch auf Bewunderung stossen und nicht wenige intime Avancen bekommen. Mittelschwester hingegen hat ganz und gar kein Interesse an diesem älteren Mann, doch das spielt in dieser Welt keine Rolle - denn die beiden wurden zusammen gesehen und ehe sie weiss wie ihr geschieht, weiss bereits die ganze namenlose Stadt davon. Die Rederei unter den Leuten hat schon viele an den Rand getriebene hervorgebracht und Mittelschwester ist nun auf dem besten Weg dahin. Wie ein Parasit verbreiten sich die Gerüchte über sie und ernähren sich von ihrem Inneren, ihrer so raren Fantasie und versuchen ihr auch noch den letzten Rest Selbstbestimmung zu nehmen. Doch Mittelschwester hat einen ungetrübten Blick auf ihre Umwelt und entlarvt die Absurdität des Handelns der Erwachsenen, das viel zu oft von einer schrecklichen und gefühlskalten Brutalität geprägt ist. Da ihr die Erwachsenen keine Hilfe sein werden, sagt sie den Parasiten selbst den Kampf an.