Nachts wird gespielt, in Casinos, in Kellern, in Hinterzimmern. Auf einer grünen Filzfläche, auf der normalerweise Billardkugeln rollen, bewegen sich Performer*innen. Das Mobilee sieht aus wie ein zerbrechliches Gebilde aus Weltraummüll. Auf der Bühne erscheinen Julia als Mischwesen, Nele als menschengrosser Würfel und Simone als Joker. Und verschwinden wieder.
No Gambling spielt mit Wiederholung und Moral, mit Vorstellungen von Sucht und Verlangen. Es sucht das Magische im Alltäglichen, das Risiko im Spiel. Aber was, wenn das Eis schmilzt, der Sand neu verteilt und die Melone aufgegessen ist - womit spielen wir dann noch?
Leben heisst, ein gewisses Mass an Risiko zu akzeptieren. Der Akt des Glücksspiels und die damit verbundene sofortige Entscheidungsfindung bringen uns in ein enges Verhältnis zur Zeit. Das Risiko lässt den Zufall passieren und eröffnet uns so ungewissen Zukünfte und verschiebt unsere Konstruktionen der Vergangenheit. In No gambling dienen übrig gebliebene Objekte aus der Spielkultur wie Würfel, Spielkarten oder Billardkugeln als Botschafter, um mit Begriffen wie Wiederholung, Sucht, Begehren und Moral zu spielen.
Die Performer*innen treten als lebensgrosse Würfel, Mischwesen und Joker auf die Bühne. Jede von ihnen erscheint und verschwindet auf ihre eigene Art und Weise. Alle versprühen sie eine Art alltägliche Magie. Eine mobile Struktur, denen ähnlich, die über Kinderbetten hängen, schwebt im Raum, wie ein seltsamer Kosmos aus Weltraumschrott. Salopp als «Mobile für Erwachsene» bezeichnet, drückt diese antigravitative Struktur eine fragile wechselseitige Abhängigkeit aus. Das Spielen mit dem Mobile wird zur schöpferischen Zerstörung, da die aneinander gebundenen Dinge aus dem Gleichgewicht geraten und einzustürzen drohen. Trotz der Prekarität reagieren die Performer*innen auf einen unaufhörlichen Beat, der sie in einen tranceartigen Tanz versetzt und alle Dinge ins Trudeln bringt wie einen Roulettetisch oder die Planeten selbst.
Die Frage bleibt offen - was steht auf dem Spiel? Wenn das Eis schmilzt, wenn der Sand umverteilt wird oder wenn die ganze Melone aufgegessen ist, womit spielen wir dann noch?
Gessi loves Julia Häusermmann & Simone Aughterlony
Was für eine Wucht: Julia Häusermann und Simone Aughterlony teilen sich, begleitet von Nele Jahnke, die Bühne! Alle drei Künstler*innen haben die Zürcher Szene in den letzten Jahren durch ihre Arbeit nachhaltig beeinflusst und verändert. So viel Persönlichkeit, Mut und Kraft - aber auch Feinfühligkeit, Verletzlichkeit und Liebe. Wir können es kaum erwarten, No Gambling endlich an der Gessnerallee zeigen und mit unserem Publikum teilen zu können!
Konzept und Regie | Julia Häusermann und Simone Aughterlony |
Performance | Nele Jahnke, Julia Häusermann, Simone Aughterlony |
Theaterpädagogik | Anna Fierz |
Musik | Gérald Kurdian |
Bühne | Thibault Vancraenenbroeck |
Kostüm | Nathalie Pallandre |
Dramaturgie | Jorge León |
Technische Leitung | Marie Prédour |
Inspizenz | Jan Olieslagers |
Licht | Joseph Wegmann |
Licht Assistenz | Marek Lamprecht |
Sound | Nicolas Houssan |
Produktionsleitung | Omar Hallawi |
Management & Produktion | Marc Streit |
Administration | Karin Erdmann |
Fotografie | Maxi Schmitz |
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Eine Produktion von | Imbricated Real |
Co-produziert von | Festival Theaterformen – Hannover, Gessneralllee – Zürich, HAU Hebbel am Ufer – Berlin, Arsenic Centre d’art scénique contemporain – Lausanne, Tanzhaus Zürich |
Gefördert durch | Kultur Stadt Zürich, Fachstelle Kultur Kanton Zürich, Pro Helvetia – Schweizer Kulturstiftung, Ernst Görner Stiftung, Landis & Gyr Stiftung, Stiftung Anne-Marie Schindler, Schweizerische Interpretenstiftung, Georges und Jenny Bloch Stiftung, Migros Kulturprozent Zürich, NATIONALES PERFORMANCE NETZ Co-Produktionsfonds für den Tanz, der von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien finanziert wird |