Benjamin Burger hat sich zwei Jahre lang mit dem Thema Erschöpfung beschäftigt. Er hat den Zusammenhang zwischen seiner persönlichen Erschöpfung und der Erschöpfung der Gesellschaft und der Natur erkundet. Daraus ist das Stück Solastalgia entstanden. _Solastalgia_ist eine Videoinstallation, in der man sich freu bewegen kann. Jeweils am Abend findet in der Videoinstallation eine Performance (Showing) statt.
Die Videoinstallation kann ausserhalb der Performance kostenlos besucht werden.
Solastalgia beschreibt psychisches Leid, das infolge der Klimakatastrophe und der Konfrontation mit Vergänglichkeit entsteht. Es ist eine Art Heimweh, das sich im zukünftigen Verlust unserer vertrauten Umgebung schon jetzt manifestiert. Es wird begleitet von einem Gefühl der Ohnmacht, ausgelöst durch die Unfähigkeit, diese tiefgreifenden Veränderungen der eigenen Lebenswelt beeinflussen zu können.
Wie kann man selbst in einer Welt, die verschwindet, noch beständig sein?
Seit einem Jahr benutzt Benjamin psychologische Ratgeber und Apps, um seine innere psychologische Landschaft zu vermessen und für sich versteh- und berechenbar zu machen. Die «Emotional Assistants» ziehen als Mentoren für die Suche nach dem Glück immer wieder Analogien zum Wetter und zur Natur im Allgemeinen heran, als Sinnbilder der Selbstkontrolle und der Beherrschbarkeit. Ausgehend von dieser Beobachtung und der damit einhergehenden Introspektion nähert sich Benjamin dem Thema (Kontroll)Verlust an: Es geht ihm, um die Dinge, die verloren sind und Dinge, die verloren sein werden und die ausserhalb der eigenen Wirkmacht liegen.
In dem Showing zeigt er eine Collage aus verschiedenen Gedanken, Geschichten und Bildern, die er über die letzten eineinhalb Jahre in Recherchen, Schreibprozessen und Residenzen gesammelt hat. Er vermischt autobiographisches, dokumentarisches und fiktionales Material, das auf dem ersten Blick nicht wirklich zusammengehört, aber trotzdem auf eine gespenstische Art und Weise durch Raum und Zeit verbunden scheint.
Mit Solastalgia – A Ghost Story eröffnet Benjamin Burger sein 2 Jahres Projekt States of Exhaustion. Darin geht es ihm langfristig um die Verknüpfung seines persönlichen und kollektiven Erschöpfungszustands mit der Verwüstung der Natur. Er schaut auf die Klimakrise als «Klimatrauma» und fragt nach ihren psychologischen Folgen.
Nach jedem Showing ist das Publikum geladen in ein gemeinsames Feedback-Gespräch zu gehen.
Gessi loves Benjamin Burger
Was wir an Benjamin Burger lieben, sind seine diskursive Schärfe und seine Hartnäckigkeit, vor allem aber seine gnadenlose Ehrlichkeit, gerade auch sich selbst gegenüber. Dem persönlichen Befinden und möglichen strukturellen Ursachen nicht nur in einem psychotherapeutischen Setting zu begegnen, sondern sich künstlerisch damit auseinanderzusetzen und die Ergebnisse öffentlich zur Diskussion zu stellen, braucht schon einiges an Chuzpe. Ausserdem finden auch wir, dass individuelle und natürliche Ressourcen in Zukunft unbedingt zusammengedacht werden müssen, gerade auch im Hinblick auf nachhaltige Kunstproduktionen. Let’s work on it together!
Dramaturgische Begleitung | Andreas Storm |
Konzept & Performance | Benjamin Burger |
Film | Benjamin Burger |
Videotechnik & Visuals | Joel de Giovanni |
Sound | Ernesto Coba |
Bühne | Thomas Giger |
Mitarbeit Bühne | Jan Studer |
Externes Auge | Sabina Aeschlimann |
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Gefördert von Stadt Zürich Kultur. Eine Co-Produktion der Gessnerallee. Recherche: Cima Cittá, Tatwerk Berlin. |